Von Karlheinz Reimann, geschrieben im Juni 2023.
Im September 1966 - vor 57 Jahren - zeigte die DDR erstmals im Ausland ihre universell einsetzbare elektronische Datenverarbeitungsanlage R300 mit kompletter Peripherie, bestehend aus Lochkartenstanz- und Leseeinheit, Lochstreifengeräten, Schnelldrucker und Magnetbandgeräten. Mit der maschinellen Verarbeitung großer Datenmengen konnten Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft der DDR auf ein völlig neues Niveau gehoben werden.
von Karlheinz Reimann, überarbeitet im Januar 2021
Einige Erinnerungen an die Bombardierungen von Chemnitz, die ich mit sechs Jahren erlebt habe, sind mir zeitlebens im Gedächtnis geblieben. Sie haben mich später veranlasst, über die Zerstörung der Stadt zu recherchieren und dies für Nachgeborene aufzuschreiben in der Hoffnung, dass sich eine solche Tragödie niemals wiederholt.
von Karlheinz Reimann,
geschrieben im Januar 2020,
anlässlich der Zerstörung von Chemnitz in diesen Wochen vor 75 Jahren.
Ein Spaziergang durch das "alte" Chemnitz
Kommen Sie doch mal mit auf einen Rundgang in Bildern durch das alte Chemnitz der 1930ger Jahre! Die Bilder hat mir freundlicherweise Ingrid Götzmann in Heidelberg aus dem Nachlass ihres Vaters Roland Seifert aus Chemnitz überlassen, nachdem sie im Januar 2019 auf die "Chemnitzer Geschichten" gestoßen ist. Dafür möchte ich ihr herzlich danken. Dank gebührt auch meinem Sohn Andreas, der die kleinen Schwarz-Weiß-Fotos im Format 6,5 mal 10 Zentimeter mittels Bildbearbeitung "aufgehübscht" hat. Die 80 bis 90 Jahre alten Aufnahmen stammen offensichtlich aus der Spezial-Fotohandlung Fuchs auf der Sonnenstraße in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt (1). Diese Bilder sind in vielfältiger Form verkauft und verbreitet worden, auch ich hatte sie nach dem Krieg bei Foto-Fuchs als Dia-Film "Unsere Vaterstadt Chemnitz" erworben. Durch diese Bilder haben bei mir verblasste Erinnerungen aus meiner Kindheit auf der Beethovenstraße, als ich häufig an der Hand von Mutter oder Großmutter durch die Stadt geführt wurde, wieder schärfere Konturen erhalten. Manch älterer Chemnitzerin oder älterem Chemnitzer wird es beim Anblick der Bilder ähnlich ergehen. Angeregte Diskussionen wird es geben, wo denn nun was gestanden hat und wo welche Läden, Geschäfte, Gewerbe, Cafès, Kneipen, Gaststätten, Hotels, Kinos und Nobelsalons waren ... und was es da zu kaufen oder zu essen gab. Für mich als fünfjähriger Junge gab es 1944 zuweilen am Vormittag beim Kießling-Fleischer gegenüber des Eingangs zur Jacobikirche eine Tasse Fleischbrühe und ein kleines Brötchen ... ich weiß heute gar nicht, wie und ob das im Krieg mit dem Brötchen ohne Brotmarke der Lebensmittelkarte gegangen ist?
von Karlheinz Reimann,
geschrieben im Januar 2018
Die Geschichte Preußens und des Deutschen Reiches ist auch eine Geschichte von Kriegen, die zu immer furchtbareren Katastrophen für die Menschen und immer größeren Zerstörungen in den betroffenen Ländern geführt haben. Der über Jahre erstarrte Frontverlauf im Ersten Weltkrieg führte zur Herausbildung der westlichen Militärstrategie im Zweiten Weltkrieg. Hieraus entstanden die Pläne zur Zerstörung von 70 deutschen Städten, darunter auch Chemnitz, mit vielen getöteten Zivilisten in der Heimat. Der erste Weltkrieg brach auch aus, weil die Entscheidungsträger das Ausmaß der möglichen Zerstörungen offensichtlich nicht mehr überschauen konnten. Dabei hätten sich, wie Historiker heute meinen, Kaiser Wilhelm II. und Zar Nikolaus II. - die Cousins "Willy" und "Nicky" - auch gegen den Krieg entscheiden können.
von Karlheinz Reimann,
geschrieben im Februar 2007, zuletzt aktualisiert im August 2021
Nach Recherchen von Uwe Fiedler in britischen Militärarchiven taucht Chemnitz erstmals im September 1941 auf einer Liste von 43 deutschen Großstädten auf, die als Ziele für schwere Luftangriffen vorgesehen sind. (1) Bereits im Oktober und November 1941 fotografierten britische Flugzeuge aus 10.000 Metern Höhe das Stadtgebiet zur weiteren Luftaufklärung und Angriffsplanung. Chemnitz, das „Sächsische Manchester“, erschien wegen der hohen Bevölkerungsdichte, der konzentrierten Hochbauzonen im Stadtzentrum und der engen Verflechtung von Fabriken und Wohnungen der Arbeiter als attraktives Ziel für schwere Bombenangriffe. Die militärische Strategie der westlichen Alliierten im Zweiten Weltkrieg hatte im Verlauf des Krieges immer mehr zum Ziel, nicht nur Industrie- und Verkehrsobjekte wegen ihrer militärischen Bedeutung im Hinterland des Feindes zu zerstören, sondern auch die dazu erforderlichen Arbeits- und Verwaltungskräfte zu eliminieren oder durch Zerstörung ihrer Wohnstätten (dehousing) und Demoralisierung ihre Einsatzfähigkeit auszuschalten. So war die Zerstörung umfangreicher Wohngebiete mit vielen Toten der Zivilbevölkerung - wie im Juni 1943 in Hamburg mit 34.000 Toten in wenigen Tagen oder im Februar 1945 in Dresden mit mindestens 25.000 Toten - nicht nur ein hingenommener Kollateralschaden, sondern offensichtlich eine vorgesehene Zielstellung. Aber Chemnitz lag zu dieser Zeit noch weit außerhalb der Reichweite von Flugzeugen der Alliierten, die nach Osten und Süden ungefähr durch eine Linie Kiel–Hannover–Kassel--Mannheim begrenzt war. Das änderte sich jedoch 1944 und besonders im Frühjahr 1945 auch für Chemnitz in dramatischer Weise, nachdem die USA, England und Kanada seit 1943 zunehmend ihre Luftflotten durch schwere viermotorische Bomber aufgerüstet hatten und vor allem Engländer und Kandier auch in Flugzeugen über eine hochentwickelte Radartechnik verfügten, die Angriffe bei Nacht und wolkenverhangenem Himmel mit guter Zielgenauigkeit möglich machte.
von Karlheinz Reimann,
geschrieben im Februar 2016 (autorisiert von Prof. Dr. Kurt Biedenkopf)
Die Errichtung des Freistaates Sachsen, der Aufbau demokratischer, rechtsstaatlicher Strukturen, die ökologische und wirtschafliche Entwicklung des neuen Bundeslandes nach dem Ende der DDR liegen nun ein Vierteljahrhundert zurück. In historischen Zeiträumen nur ein Wimpernschlag, aber gemessen an der Lebenserwartung eines Menschen etwa ein Drittel seines Lebens. Da erscheinen heute Ereignisse und Situationen von 1990 wie aus einem fernen Land und zeigen die enorme Wegstrecke, die seitdem zurückgelegt worden ist.
„Als im Herbst 1989 die Mauer fiel, war dies vor allem dem Mut der Menschen in der DDR zu verdanken. Zugleich wurde aber auch schmerzlich klar, wie wenig die westdeutsche politische Klasse von den Verhältnissen in der DDR wusste“, resümiert Kurt Biedenkopf in seinem Tagebuch (1). Seine Aufzeichnungen, beginnend im Sommer 1989, beschreiben Aufbruch, Umbruch und Demokratisierung in der DDR, die Vereinigung des geteilten Landes, eine Zeit ungeheurer Dynamik und Veränderung, die der Politiker beobachtet, analysiert und später mitgestaltet hat.
von Karlheinz Reimann,
geschrieben im Oktober 2004 für
"Chemnitzer Erinnerungen 1945" Teil III, Die Vororte der Stadt Chemnitz,
herausgegeben von Gabriele Viertel, Uwe Fiedler, Gert Richter
Verlag Heimatland Sachsen Chemnitz 2005
Kleinolbersdorf-Altenhain Seite 106 ff.
Johannes Schlüter aus Chemnitz, damals Flugzeugführer der deutschen Luftwaffe, erzählt seine Erinnerungen an den 14. Februar 1945, als er im Chemnitzer Zeisigwald den ersten Abendangriff beobachtete. Von der zweiten und dritten Angriffswelle an diesem Abend konnte er vom Zeisigwald aus nur wenig wahrnehmen, das Geschehen hatte sich mehr zum Erzgebirge hin verlagert.
von Karlheinz Reimann,
geschrieben im Oktober 2004 für
"Chemnitzer Erinnerungen 1945" Teil III, Die Vororte der Stadt Chemnitz,
Herausgegeben von Gabriele Viertel, Uwe Fiedler, Gert Richter
Verlag Heimatland Sachsen Chemnitz 2005
Kleinolbersdorf-Altenhain, Seite 101 ff.
überarbeitet im September 2014
Gegen Ende des Krieges 1945 waren die beiden Dörfer Altenhain mit 540 Einwohnern und Kleinolbersdorf mit 803 Einwohnern (1) eigenständige Ortschaften, jede mit eigenem Bürgermeister, eigener Schule und eigener Freiwilliger Feuerwehr. Aber beide waren seit jeher miteinander verbunden als eine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde mit der Dorfkirche in Kleinolbersdorf. (2) Die Reihendörfer wurden hauptsächlich geprägt durch die jahrhundertealten Bauernhöfe und dazwischen liegenden Siedlerhäuser, die dörflichen Handwerksbetriebe und nur sehr wenige fabrikmäßige Fertigungsstätten. In Kleinolbersdorf hat Bürgermeister Ebert seit Ende der zwanziger Jahre mit dem Bau der Siedlung Gartenstadt (3) ein bevorzugtes Wohngebiet vorangetrieben, während in Altenhain vorwiegend an der Zschopauer Straße in der Nähe des historischen Gasthofes Goldener Hahn einige mondäne Häuser und Villen entstanden sind. Kleinolbersdorf war vielen Chemnitzern durch die beliebten Ausflugsgaststätten Adelsbergturm und Sternmühle bekannt geworden. 1974 wurden beide Dörfer verwaltungsmäßig zur Gemeinde Kleinolbersdorf-Altenhain zusammengeführt. (4)
Professor Rolf Lieberknecht im Gespräch mit Karlheinz Reimann über seine Chemnitzer Unternehmerfamilie und ein heute denkmalgeschütztes Haus.
Geschrieben im September 1995, überarbeitet im August 2014
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war Mitteldeutschland mit Sachsen, Thüringen und Sachsenanhalt die industriell am modernsten entwickelte Region Deutschlands. Die sowjetische Besatzungszone hatte 488.000 Betriebe mit 3,6 Millionen Beschäftigten, für damalige Verhältnisse ein sehr fortgeschrittener Rationalisierungsgrad, besser als jede der drei Westzonen. Hier befanden sich Autofirmen wie Autounion in Chemnitz, BMW in Eisenach und das hochmoderne Opelwerk in Brandenburg mit vielen Zulieferbetrieben, die weltweit modernsten Zweige der Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik, Chemie, Pharmazie, Film- und Kunststoffproduktion, Textil- und Bekleidungsindustrie sowie Glas-, Keramik- und Möbelindustrie mit leistungsstarken Mittelstandsbetrieben und vielen kreativen Unternehmern. Obwohl durch Bomben am Ende des Krieges und die umfangreiche sowjetische Demontage verheerende Schäden entstanden sind, wären durch die günstigen Voraussetzungen die Lücken im Osten unter westlichen Verhältnissen schneller geschlossen worden als in den Westzonen, meint Günter Schabowski. Aber Hundertausende Unternehmer wurden in den folgenden Jahren enteignet und systematisch vertrieben (wie hier die sächsische Unternehmerfamilie Lieberknecht, K.R.) und die Betriebe sozialistischer Planwirtschaft nach sowjetischem Vorbild unterworfen (1).
von Karlheinz Reimann,
geschrieben 1995, überarbeitet im Februar 2014
Johannes Ebert hat als Bürgermeister die Ortschaft Kleinolbersdorf mit seinen Visionen und durch sein engagiertes Wirken in herausragender Weise geprägt. Unter seiner Führung wurde die Siedlung Gartenstadt geplant und mit ihrem Bau begonnen. Er hat eine moderne Infrastruktur für das Dorf angestrebt und diese teilweise zum Ausbau gebracht. Selbst ein kleines Gewerbegebiet vor Roschers Gut hatte er vor Augen. Aber durch seine unbeugsame demokratische Überzeugung ist er zweimal politisch gescheitert: 1933 an den Nationalsozialisten und 1948 an den Kommunisten.
Johannes Ebert 1952 (Bild: Tochter
Brigitte Voigtmann)
Inhalt und Struktur der Websites sind urheberrechtlich geschützt. Die Vervielfältigung von Informationen oder Daten, insbesondere die Verwendung von Texten, Textteilen oder Bildmaterial bedarf der vorherigen Zustimmung von Karlheinz Reimann. Alle verwendeten Logos und Markenzeichen sind Eigentum ihrer eingetragenen Besitzer.