von Karlheinz Reimann,
geschrieben im Oktober 2004 für
"Chemnitzer Erinnerungen 1945" Teil III, Die Vororte der Stadt Chemnitz,
Herausgegeben von Gabriele Viertel, Uwe Fiedler, Gert Richter
Verlag Heimatland Sachsen Chemnitz 2005
Kleinolbersdorf-Altenhain, Seite 101 ff.
überarbeitet im September 2014
Gegen Ende des Krieges 1945 waren die beiden Dörfer Altenhain mit 540 Einwohnern und Kleinolbersdorf mit 803 Einwohnern (1) eigenständige Ortschaften, jede mit eigenem Bürgermeister, eigener Schule und eigener Freiwilliger Feuerwehr. Aber beide waren seit jeher miteinander verbunden als eine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde mit der Dorfkirche in Kleinolbersdorf. (2) Die Reihendörfer wurden hauptsächlich geprägt durch die jahrhundertealten Bauernhöfe und dazwischen liegenden Siedlerhäuser, die dörflichen Handwerksbetriebe und nur sehr wenige fabrikmäßige Fertigungsstätten. In Kleinolbersdorf hat Bürgermeister Ebert seit Ende der zwanziger Jahre mit dem Bau der Siedlung Gartenstadt (3) ein bevorzugtes Wohngebiet vorangetrieben, während in Altenhain vorwiegend an der Zschopauer Straße in der Nähe des historischen Gasthofes Goldener Hahn einige mondäne Häuser und Villen entstanden sind. Kleinolbersdorf war vielen Chemnitzern durch die beliebten Ausflugsgaststätten Adelsbergturm und Sternmühle bekannt geworden. 1974 wurden beide Dörfer verwaltungsmäßig zur Gemeinde Kleinolbersdorf-Altenhain zusammengeführt. (4)
Mit über 100 Toten und Vermissten an der Front und in der Kriegsgefangenschaft, für die Pfarrer Göbel in der Kirche Kleinolbersdorf eine Gedenkstätte eingerichtet hat, ist in sechs Kriegsjahren großes Leid auch über viele Familien von Altenhain und Kleinolbersdorf gekommen. Darüber hinaus sind die beiden Dörfer bis Ende 1944 vom Krieg verschont geblieben. Im Februar 1945 änderte sich das besonders für Altenhain in dramatischer Weise. Bereits 1995 hat der Ortschronist Hans Misterek über Todesopfer und Gebäudezerstörungen durch Bombenangriffe berichtet. (5)
Amerikanische Luftbildaufnahme vom 10. April 1945. Unten rechts Altenhain, darüber Kleinolbersdorf. Zschopauer Straße vom Goldenen Hahn unten Mitte nach Chemnitz links oben. Wie vielerorts sind auch zwischen Ferdinandstraße, heute nahe Otto-Shop und Talgrund mehrere Bombentrichter von vorangegangenen Angriffen zu erkennen.
(Bild: Mit freundlicher Genehmigung von Uwe Fiedler, Kustos am Schloßbergmuseum Chemnitz)
Zur Verteidigung von Chemnitz gegen alliierte Luftangriffe gab es bis Anfang Dezember 1944 fünf stationäre "Heimatflakbatterien", die mit jeweils sechs in Russland erbeuteten Flakgeschützen 8,5cm, für deutsche Geschosse aufgebohrt auf 8,8cm, bestückt waren. Diese Geschütze waren in den 1920er Jahren bei Bergmann-Borsig in Berlin hergestellt und an die Sowjetunion verkauft worden, berichtet Uwe Fiedler.(6) Man hat mit dieser veralteten Technik nur wenig Wirkung erzielt. 1943 und 1944 sind insgesamt 3.500 Granaten verschossen worden, wodurch ganze fünf Bomberabschüsse gemeldet worden sind. Am 4. Dezember 1944 sind alle Geschütze zum Fronteinsatz abgezogen worden, erinnert sich Lothar Fischer, der damals als Flakhelfer an der Verladung beteiligt war. Chemnitz war von da an vollkommen schutzlos den anfliegenden Bomberverbänden und Tieffliegern ausgesetzt. Zur Vorbereitung der alliierten Angriffe ab Februar 1945 fotografierten tieffliegende amerikanische Aufklärer bereits ab Dezember 1944 ungehindert das gesamte Chemnitzer Gebiet und auch nach den Angriffen zur Wirkungskontrolle.
Am Abend des 14. Februar 1945 war Chemnitz wohl das gleiche Inferno zugedacht wie am Vortag in Dresden geschehen. Mit der gleichen Anzahl an Flugzeugen und fast identischer Bombenlast erfolgte der britische Nachtangriff in drei Wellen auf Chemnitz. Die Pathfinder-Force (Zielsuchflugzeuge) mit präziser Ortungstechnik an Bord waren als erste über Chemnitz und hatten die Innenstadt mit Leuchtmitteln an kleinen Fallschirmen markiert. Aber an diesem Abend herrschte offensichtlich eine stärkere Höhenströmung aus Nordwest, so dass die "Christbäume" nach Südost abgetrieben wurden. Auch eine Wolkendecke soll für die Bomber die Zielmarkierung erschwert haben, wenn die Leuchtmittel unter die Wolken abgesunken und für sie nicht mehr zu sehen waren. So warfen die wenige Minuten später anfliegenden Bomber ihre Last überwiegend über Altchemnitz, Erfenschlag, Einsiedel, Reichenhain und eben auch Altenhain ab. Die noch später anfliegenden Bomber richteten sich bei ihrem Abwurf nach den Bränden am Boden, also auch außerhalb der Innenstadt. Ein Großteil der Luftkampfmittel ging auf freiem Feld nieder. Der Angriff führte nicht zu der verheerenden Flächenwirkung wie in Dresden, weshalb das Bomber-Command einen weiteren schweren Nachtangriff auf Chemnitz für notwendig hielt, der dann am 5. März erfolgt ist.
Haus Ihle an der Altenhainer Dorfstraße, heute Parkplatz der Reifenfirma Bernd Freitag
(Bild: Else Wagner privat)
Schon am Vormittag des 6. Februar 1945 warfen bei wolkenverhangenem Himmel 474 amerikanische „Fliegende Festungen" mehr als 3.300 Sprengbomben und 680 Splitterbomben über Chemnitz und Umgebung ab. (6) Dabei fielen auch die ersten Sprengbomben in Altenhain, wobei das Haus von Paul Hofmann und die Villa Merkel beschädigt worden sind. Zwischen Altenhain und Kleinolbersdorf, beginnend von Merkels Teich, durch den Wasserwerksgrund bis kurz vor die Ferdinandstraße (Roschers Feld gegenüber Otto-Shop) wurde ein regelrechter Teppich von Sprengbomben verschiedenen Kalibers gelegt. Die meisten Bomben fielen in Drechsels Wald und schlugen sehr viele Bäume zu Kleinholz. Die Feuerwehr hat später in diesem Gebiet 114 Einschläge gezählt, weiß Oskar Hoffmann. Auch in unmittelbarer Nähe der Siedlung Kleinolbersdorf bis oberhalb des Schösserholz Adelsberg sind durch Sprengbomben mehrere gewaltige Bombentrichter entstanden. Große Glasschäden und viele geborstene Fenster- und Türrahmen hat es durch die Druckwellen in vielen Siedlungshäusern gegeben. Aber es war ein überaus glücklicher Umstand, dass kein einziges Haus direkt getroffen wurde. Auch das kleine Wasserwerk für die Siedlung Kleinolbersdorf im Talgrund, das die alliierte Luftaufklärung wahrscheinlich wegen seiner Erdanschüttung und der Lüftungsrohre für eine Flakstellung gehalten hat, ist ohne Schaden geblieben.
Am Mittag des 14. Februar 1945 warfen zwei tief fliegende Flugzeuge über dem Ortsausgang Kleinolbersdorf zum Sternmühlental drei größere Sprengbomben ab. Eine davon verursachte hinter dem Haus Meinhold einen großen Trichter. Die anderen beiden schlugen gleichzeitig unmittelbar neben dem letzten Haus nach Altenhain hin, dem Haus Metz, ein und hoben es regelrecht aus, wodurch es total zerstört wurde. Erna Metz, ihre Tochter Thea und Marga Winkler konnten aus den Trümmern gerettet werden, aber die Rentnerin Anna Kröher wurde im Waschhaus durch herabstürzende Trümmer tödlich verletzt. (7) Sie war das einzige Todesopfer in Kleinolbersdorf. Alle anderen dreizehn Einwohner sind in Altenhain in drei Häusern durch die beiden Angriffe am Abend des 14. Februar 1945 umgekommen.
Drei Freundinnen 1945: Dora Will, Gerda Riedel, Else Wagner (Bild: Else Wagner privat)
Die jungen Frauen Dora Will (geb. Haase), Gerda Riedel und Else Wagner (geb. Hoffmann) waren gegen Ende des Krieges erst 20 Jahre alt und als Freundinnen eng verbunden. Auch nach 60 Jahren erzählt Else Wagner immer wieder tief bewegt von ihrem letzten Gespräch mit Gerda Riedel am 14. Februar 1945, das sie ihr Leben lang nicht vergessen kann. Beim Angriff am Mittag waren an der Zschopauer Straße Sprengbomben eingeschlagen und das Haus Peipp sowie das Haus Schuhmann am Kriegshübel getroffen. In der Nähe des „Goldenen Hahn" hatten Luftminen große Lichtungen in den Wald geschlagen. Nach dem Angriff traute man sich wieder hinaus, die beiden Frauen trafen sich an der Dorfstraße und sprachen über das, was dort oben passiert war. Gerda war sehr aufgeregt, wirkte verstört und konnte sich gar nicht beruhigen. „Sag mal, glaubst du, dass das in Erfüllung geht, was man in den Zwölf Nächten träumt", hatte Gerda gefragt. „Naja, das eine oder andere vielleicht, aber bestimmt nicht alles", meinte Else. „Was hast du denn geträumt?" Nach einigem Zögern antwortete Gerda: „Ich habe geträumt, unser Haus bekommt einen Volltreffer." Sie war von einer großen Angst befallen, die Else erst später als Todesangst begriffen hat. „Ach was, mach dir damit den Kopf nicht schwer", versuchte Else die Freundin zu beruhigen. Wenige Stunden später, mit dem ersten Abendangriff wurde das Haus Riedel von einer Sprengbombe getroffen und völlig zerstört. Von elf Menschen im Keller konnten nur Elfriede Uhlig und ihr dreijähriger Sohn Christian gerettet werden. Gerda Riedel war mit ihren Eltern und zwei Brüdern unter den neun Verschütteten, die nur noch tot geborgen werden konnten. (8)
In Chemnitz heulten die Sirenen um 20:30 Uhr Fliegeralarm. In Altenhain schickte der Feuerwehrleiter Otto Lohß seinen Sohn Herbert auf dem Fahrrad mit der Alarmfanfare durchs Dorf. Am Himmel über Altenhain waren Christbäume zu sehen, die durch den Wind von Chemnitz herangetragen und weiter zum Erzgebirge hin abgetrieben wurden. Man verschanzte sich in den Kellern der teils jahrhundertealten Wohnhäuser, die oft keinen guten Schutz zu bieten hatten. Manche suchten deshalb auch Zuflucht im tiefen Keller von Merkels Fabrik. "Die ersten Flugzeuge sind von Zschopau her angeflogen", erinnert sich Inge Hänlein. Sie kamen also von Süden und sind über den Erzgebirgskamm den abgetriebenen Christbäumen entgegengeflogen. Einige Zeit später erfolgte ein ohrenbetäubendes Krachen, mehrere große Sprengbomben schlugen auf einer kleinen Fläche ein – etwa dort, wo sich heute die Firma Reifen-Freitag befindet. Das Haus Riedel, in der linken Hälfte direkt getroffen, fiel zu einem Trümmerhaufen zusammen. Das Kellergewölbe unter der rechten Seite des Hauses, in dem elf Bewohner Schutz gesucht hatten, hielt nur zu einem Teil stand. Im Nachbarhaus stand Bruno Ihle mit seiner zweijährigen Enkeltochter Marga auf dem Arm hinter der Haustür, als das Haus einstürzte und beide von Steintrümmern niedergeschlagen und verschüttet wurden. Im Gut Haase (heute: Sieber) fiel eine Luftmine mit Brandsatz in die Scheune. Dora Will erinnert sich: „Die Druckwelle beschädigte die übrigen Gebäude, das Wohnhausdach war zerschlagen, Türen und Fenster herausgerissen, Bombensplitter steckten sogar in den Betten. Der Feuerwehr gelang es nicht, den brennenden Heuberg in der Scheune zu löschen. Das Feuer griff auf die Nebengebäude über, alle brannten nieder. Die Hühner verbrannten, das Pferd wurde aus dem Stall geschleudert und getötet, alle Maschinen und Geräte waren zerstört, Säcke mit Saatgut bis in den nahe gelegenen Wald geschleudert. Die Rinder im Wohnhaus konnten durch die Hintertür auf das Gelände vom Gut Bonitz gebracht werden." (10) Weiter oben, in der Mitte des Dorfes, war es nicht besser: „Dazu regnete es unzählige Stabbrandbomben vom Himmel, auch in vielen anderen Häusern brachen Brände aus. Mehrere Güter und vor allem Scheunen standen in hellen Flammen. Aus den Ställen wurde das Vieh ins Freie getrieben. In einigen Häusern gelang es, brennende Stabbrandbomben mit einer Schaufel aus den Fenstern zu werfen, manches Gebäude ist so vor der völligen Zerstörung gerettet worden", berichtet Herbert Lohß. „Wo es möglich war, versuchten Einwohner selbst Brände in ihren Häusern zu löschen. Bald gab es kein Wasser mehr aus der Leitung, mit Eimerketten wurde Wasser dazu aus dem Dorfbach herangeschafft", erinnert sich Inge Hänlein. Für andere Gebäude war jede Hoffnung verloren, man musste zusehen, wie sie bis auf die Grundmauern niederbrannten.
„Gegen 22 Uhr war der erste Abendangriff vorüber. Jetzt wurde im Feuerschein das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Das Haus Riedel war weg, das Haus Ihle weitgehend zusammengestürzt, die Bäckerei Freitag völlig zerstört, mehrere benachbarte Gebäude beschädigt oder standen in Flammen" erzählt Hans Wächtler. Nun versuchte die Feuerwehr verstärkt Brände zu löschen und die Verschütteten zu bergen. Viele Nachbarn, darunter Herbert Schmidt, Kurt Wehnel und Hans Wächtler, eilten zu Hilfe. Mit aller Kraft, auch mit bloßen und blutigen Händen wurde versucht, Leben zu retten. Zuerst gelang es, den dreijährigen Christian Uhlig aus den Trümmern zu befreien. Seine Mutter Elfriede Uhlig war tiefer verschüttet und musste auch die zweite Angriffswelle um Mitternacht in den Trümmern überstehen, bevor sie gerettet werden konnte. (11) Ella Riedel hat noch um Hilfe für ihre Kinder gerufen, hat man später Horst Riedel über die letzten Worte seiner Mutter erzählt, als er von der Wehrmacht zurück kam. Aber ihre Stimme sei immer leiser geworden und schließlich verstummt, bevor Helfer bis zu ihr vordringen konnten. (12) Bruno Ihle und die kleine Marga konnten lebend geborgen werden, verstarben aber am nächsten Vormittag an ihren schweren Verletzungen. Die Geretteten hatte man im ebenfalls schwer beschädigten Haus der Fleischerei Hoffmann und im Gut Bonitz untergebracht. (13) Dr. Büttner aus Altenhain leistete die unter diesen Umständen mögliche medizinische Versorgung. (14) Die Toten konnte man nur an den Häusern ablegen, es gab zunächst keine Transportmöglichkeit. Gerhard Riedel hatte von seiner Wehrmachtseinheit in Prag drei Tage Fronturlaub erhalten, um sich in Berlin bei einer neu aufgestellten Einheit zu melden. Mit seinen 24 Jahren hatte er bis dahin den Krieg in der Wehrmacht heil überstanden, aber der Urlaub zu Hause wurden ihm und seiner Verlobten Edith Höhlig aus Dittersdorf zum tödlichen Verhängnis. (15)
Familie Riedel, wahrscheinlich am 31.Dezember 1945 (v.l.: Ella Riedel, verdeckt Tochter Gerda, Sohn Eberhard, Verlobte Edith Höhlig, Sohn Gerhard, Walter Riedel)
(Bild: Else Wagner privat)
Kurz vor Mitternacht begann die dritte Angriffswelle des Tages auf Chemnitz und die Bergungsarbeiten mussten unterbrochen werden. Wieder fielen viele Stabbrandbomben, weitere Brände brachen aus. Die Feuerwehr war nicht mehr einsatzfähig, jetzt hatte jeder nur noch mit sich selbst zu tun. Bei diesem Angriff fielen im unteren Ortsteil auch Luftminen. Eine Luftmine detonierte unweit des Hauses Bergert. Durch die gewaltige Druckwelle stürzte das Haus in sich zusammen und begrub Alma Bergert und Frieda Richter unter den Trümmern. Die beiden Frauen waren durch die Druckwelle offenbar sofort tot. (16)
Lageplan der Häuser, in denen 13 Menschen durch Bombentreffer umgekommen sind (Schwarz nicht mehr existierende Häuser, schraffiert zerstörte wieder aufgebaute Häuser)
(Zeichnung: Karlheinz Reimann)
In Kleinolbersdorf brannte beim Angriff in der Nacht ein einziges Haus, das von Richard Winkler (heute Heinz Voigtländer) durch eine Stabbrandbombe, die nicht mehr rechtzeitig entfernt werden konnte, völlig nieder. (17) Auch hier waren an diesem Abend bündelweise Stabbrandbomben abgeworfen worden. "Auf unseren Feldern brannten überall Feuer", erinnert sich Elfriede Fiedler. (18) Die meisten Stabbrandbomben fielen in den 1944 gefällten Fichtenwald zwischen der Siedlung Kleinolbersdorf und dem Schösserholz Adelsberg. Manche Bündel hatten sich gar nicht geöffnet und viele Bomben waren auf dem weichen Waldboden auch nicht explodiert – für uns Kinder damals noch wochenlang ein gefährliches Spielzeug, wodurch es auch zu einer schweren Verletzung eines Jugendlichen gekommen ist. Dazu lagen überall Bündel von Düppelstreifen herum. Wir nannten sie wegen der Ähnlichkeit mit Weihnachtsbaumschmuck und in Unkenntnis ihrer Funktion „Silberfäden". Es ging die Rede, man sollte sie nicht berühren, weil sie vergiftet wären. (19) Ihre wirkliche Funktion war das "Erblinden" der deutschen Radargeräte.
Bei den späteren Angriffen am 2.und 3. März sind die beiden Dörfer von weiteren Bombentreffern verschont geblieben. Aber am 5. März sind noch das Haus Bauer (heute: Fränzel) am Winkel und die Gaststätte Wartburg (später: Arztstation) abgebrannt. In der Nähe des Hauses Fränzel (heute: Schubert) an der Bachgasse sind Luftminen explodiert und haben in der Umgebung erheblichen Schaden angerichtet. Eine Bestandsaufnahme zum Ende des Krieges ergab in Kleinolbersdorf lediglich zwei zerstörte Häuser, während in Altenhain etwa 45% der Bausubstanz durch Bomben beschädigt oder total zerstört worden sind. (20)
Aufstellung der in Altenhain 1945 durch Bomben zerstörten oder beschädigten Häuser nach Inge Hänlein, Herbert Lohß und Hans Wächtler im Jahr 2004
Dank für die Unterstützung
Als Chemnitz 1945 durch Bombenhagel in Schutt und Asche fiel, und auch Ortschaften in der Umgebung teilweise schwer getroffen wurden, war ich gerade sechs Jahre alt. Meine eigenen Erinnerungen können deshalb nur schwach und lückenhaft sein. So war ich für diese Arbeit auf Erinnerungen, Erlebnisberichte und nur noch selten erhaltene Bilder von Einwohnern angewiesen, die meist nicht unter und oft weit über 70 Jahre alt sind. Begonnen habe ich mit dem, was unser Ortschronist Hans Misterek bereits zusammengetragen hatte. Weiterführen konnte ich dieses durch die bereitwillige Unterstützung von Frieda Berger, Elfriede und Fritz Fiedler, Marianne Flemming, Inge Hänlein, Oskar Hoffmann, Ruth und Herbert Lohß, Horst Riedel, Christian Uhlig, Heinz Voigtländer, Luise Voigtländer, Hans Wächtler, Else Wagner und Dora Will. Hilfreich war der Einblick in Unterlagen des Kirchenarchivs Kleinolbersdorf sowie die Empfehlung zur Mitwirkung durch Pfarrer Förster in der Kirchgemeinde. Aufschlussreich über den Bombenangriff am Abend des 14. Februar 1945 war der Beobachtungsbericht von Johannes Schlüter aus Chemnitz. Für alle diese Beiträge möchte ich sehr herzlich danken. Es ist jetzt wohl allerhöchste Zeit, Erinnerungen und Erlebnisse der älteren Mitbürger für die Jüngeren zu retten, bevor sie gänzlich in Vergessenheit geraten und unwiederbringlich verloren gehen.
Anmerkungen:
(1) Zahlen nach Statistisches Landesamt Sachsen, Einwohnermeldeamt Chemnitz.
Gemeindebote Nr.2/1997
(2) Vgl. Die Parochie Kleinolbersdorf. Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Chemnitz I/II. Verlag Arwed Strauch Leipzig 1902. Bestand Ortschronist
Kleinolbersdorf-Altenhain.
(3) Vgl. Karlheinz Reimann: Laudatio für Bürgermeister Johannes Ebert. Gemeindebote
Nr. 2/1995
(4) Vgl. Bchluss des Kreistages Karl-Marx-Stadt/Land vom 14.3.1974. Bestand Ortschronist Kleinolbersdorf-Altenhain.
(5) Vgl. Hans Misterek: Es geschah vor 50 Jahren. Gemeindebote Nr.1/1995
(6) Vgl. Uwe Fiedler: Code Name „Blackfin", Abschnitt IV Raids, hier in Chemnitzer
Erinnerungen
(7) Gesprächsnotiz Luise Voigtländer, Kleinolbersdorf, beim Verf.
(8) Gesprächsnotiz Else Wagner, Adelsberg, beim Verf.
(9) Gesprächsnotiz Marianne Flemming, Herbert Lohß und Hans Wächtler, Altenhain,
beim Verf.
(10) Niederschrift von Dora Will, Altenhain, beim Verf.
(11) Gesprächsnotiz Christian Uhlig, Altenhain, beim Verf.
(12) Gesprächsnotiz Hans Riedel, Kleinolbersdorf, beim Verf.
(13) Gesprächsnotiz Else Wagner, Adelsberg, beim Verf.
(14) Niederschrift von Hans Misterek, Altenhain, Bestand Ortschronist Kleinolbersdorf-
Altenhain.
(15) Gesprächsnotiz Hans Riedel, Kleinolbersdorf, beim Verf.
(16) Gesprächsnotiz Heinz Voigtländer, Kleinolbersdorf, beim Verf.
(17) Gesprächsnotiz Elfriede Fiedler, Kleinolbersdorf, beim Verf.
(18) Erinnerungen Karlheinz Reimann
(19) Gesprächsnotiz Dora Will, Altenhain, beim Verf.
(20) Inge Hänlein, Herbert Lohß und Hans Wächtler: Aufstellung durch Bomben
beschädigter oder zerstörter Häuser, beim Verf.