von Karlheinz Reimann (nach Klaus B.),
geschrieben im April 2012
Trotz großer Schmerzen im ganzen Körper – die Metastasen hatten sich seit geraumer Zeit nun auch in den Knochen seiner Wirbelsäule festgesetzt - wollte mein langjähriger Funkfreund Klaus in der Römerstadt von Frankfurt am Main bei dem herrlichen Frühlingswetter ein paar Schritte im Park gehen. Auf einer Bank saß ein junger Mann in der Sonne, hatte sein T-Shirt ausgezogen, so dass die Passanten die ausgedehnte farbige Tätowierung auf der Brust sehen konnten. Klaus blieb stehen, betrachtete das Kunstwerk und erkundigte sich, was man dafür anlegen müsse. „300 Euro“, gab der junge Mann bereitwillig Auskunft, „aber das ist ein Freundschaftspreis“. Da knöpfte Klaus, der privatversichert die Kosten seiner Behandlung kannte, sein Hemd auf. Zu sehen war nicht viel, nur ein Längsstrich und drei kurze Querstriche auf nackter Haut, die ihm die Radiologen in der Klinik mit rotem Filzstift vor der Bestrahlung aufgemalt hatten. „Und dieses Tattoo hier kostet 3.600 Euro“, sagte Klaus. Der junge Mann schaute ungläubig auf die wenigen Striche und war sprachlos, als Klaus langsam weiter ging.
Zwei Monate später ist mein Funkfreund aus dem Mittagsschlaf nicht mehr aufgewacht. Die Hoffnung, kurze Zeit danach seinen 73. Geburtstag noch zu erleben, hatte sich nicht erfüllt.